Montag, 26. April 2010

Fata Morgana

"Dein Blick, der zu mir nichts sagt, nicht mich meint, nicht in mich eindringen will. Freundlich distanziert. Auf Wiedersehen. Und dann gehen wir auseinander als wäre nichts."

Sie schämt sich. Schämt sich ihrer Sehnsucht, ihrer Gier, all ihrer Gefühle, die ein Du suchen, schämt sich ihrer Einsamkeit. Will sich nicht zeigen, nackt und bedürftig. Eine Bettlerin am Straßenrand mit ausgestreckter, schmutziger, schwieliger Hand.

"Kann ich mit dir gehen? Kann ich dir jemand sein? Kann ich dir wichtig sein? Gib mir deine Hand, ich möchte deine Wärme spüren und mit dir wegschwimmen, wo immer du auch wohnst. Es wird schon nahebei sein."

Doch dann zieht sie ihre Hand wieder zurück, weil sie erkennt: der Blick des anderen trifft nicht ihren. Er ist in seiner Welt und schreitet weiter, verschwimmt im abendlichen Licht.

"Was soll ich noch hier?", denkt sie sich, und geht los, irgendwo hin, die Straßen kreuz und quer.
"Ich werde wohl irgendwo ankommen. Irgendwo, von dem ich noch nicht weiß."

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