Dienstag, 16. September 2008

Altkleidersack




Dieses T-Shirt hat meine Tochter circa zwei Jahre getragen ohne sich zu beschweren, das heißt ohne sich DARÜBER zu beschweren, denn das ist mein Job.
Bevor ich jetzt das Oberteilchen sorgfältig gefaltet dem Altkleidersack zuführe, habe ich meinem Verlangen nachgegeben, ein bisschen nachzubessern, aber ich fürchte, das Kind, das dieses T-Shirt kriegt, wird vermutlich sagen: "Äääh, da hat jemand draufgemalt!"

Der Aufdruck macht mich aus mehreren Gründen fertig:

1.) Warum muss auf Kleidungsstücken überhaupt irgend ein dusseliger Spruch stehen?

2.) Ohne Apostroph ist dieser Aufdruck ungrammatisch, weil unzusammenhängend. Vielleicht sollte es auch nur heißen: "Mädchen - Beste Freundinnen." Wo ist da der Sinn?

3.) Kann es überhaupt mehrere "best friends" geben? Die beste Freundin ist doch per definitionem nur EINE.

4.) Als Trägerin des T-Shirts bin ich ebenfalls nur EINE. Was kann ich mit dem Spruch "Beste Freundinnen der Mädchen" wohl ausdrücken wollen?

Weg, weg, weg.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

ad 1.): Weil man dadurch solche vorgestrigen Menschen, wie ich einer bin, die sich noch die Mühe machen, aus dem allerorts hervorbrechendem Wortchaos etwas Sinniges oder zumindest Frag-Würdiges herauszulesen (eine Donqichotterie, ich weiß, aber ich mag den Mann aus La Mancha), mit ungläubigem Augenverdrehen abschätzig in die Ecke der Halbdeppen verbannen kann, wenn sie einem Gegenüber auf die typisierte Vorderseite blicken und zu fragen wagen: "Und was bedeutet das?" Nicht, dass man einem hierdurch zu verstehen gibt, dass man etwas nicht verstanden habe. Es geht um Grundlegenderes: Es gibt und gab da nichts zu verstehen. Nicht den Unsinn tragen die Trendsetter (alles Mischlinge) umher, sondern den A-Sinn. Wie trauere ich den Dadaismus nach, der es noch verstand, den Sinn so auf den Kopf zu stellen, dass er sich mal entspannen durfte und mehr wohltuende absurde und unerklärliche Seiten bekam! Das T-Shirt ist nur die Fahne des neuen Gagaismus!

ad 2.): Da der Sinn ein wählerischer Geist ist, mit Sicherheit nicht in der Nähe des Zitats.

ad 3.): Oha, werte Christina! In unserer Zeit anzunehmen, es gebe von einer Sache nur EIN Bestes! Kein monatlich wiederkehrendes Bestes aus der Leseauswahl! Keine besten Superstars im Dutzend! Kein Superlativ steht heute mehr allein, und wenn doch, dann nur, um schnellstens wieder abgelöst zu werden vom nächsten. Unter dem Unvergleichlichen will sich keiner mehr präsentieren, so als wäre ein ein Bestes ohne eine Vergleichsmöglichkeit möglich, was natürlich Blödsinn ist: Das darf eigentlich nur ein Gott. Alle sollen wir aber die Besten zugleich sein, was logisch betrachtet das gleiche bedeutet, als wären wir alle die Unvergleichlichen oder die Schlechtesten: also eine inhaltslose Aussage. Aber um das zu erkennen, muss ein Großhirn jenseits der Klingeltöne vorhanden sein.

ad 4): Da bist ja schon am Rande der eigenen Bschädigung, wenn du dem Sinnlosen so weit nachfragst. Es ehrt dich, aber der Verstand hat auch seinen Stolz und will nicht missbraucht werden. Sei nett zu ihm und folge deiner wahren Eingebung: Weg, weg, weg! Und gönne dir heute abend noch ein paar klare Sätze aus einem guten Buch. Die gibt es ja noch, Sinn und Unsinn sei Dank.